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06.04.19 –
Mobilitätswende
Der Integrierte Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) für Herrenberg wurde vor kurzem veröffentlicht: Der OB wolle die Mobilitätswende und die Abkehr von der autogerechten Stadt, wurde berichtet. Wer versteht da noch, warum der Parkhausbau an der Hindenburgstraße als eine der ersten Maßnahmen folgen soll?
Spätestens als Herrenberg zur Modellstadt „Saubere Luft“ auserkoren wurde, hätte dem gesamten Stadtrat bewusst werden sollen, dass Umsteuern notwendig ist. Global denken und lokal handeln, seit der Weltklimakonferenz 1992 zum Motto geworden, hat nichts an Aktualität verloren. So ist Herrenberg verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Dazu sind sehr große Anstrengungen notwendig, denn gerade im Verkehrsbereich sind die CO₂-Emissionen bis dato nicht gesunken.
Bevor der erste Bagger die Grünfläche an der Hindenburgstraße zerstört, haben OB, Freie Wähler und CDU die Möglichkeit zu einem Sinneswandel - besser spät als gar nicht.
Die Prioritätenliste bei der Umsetzung des IMEP muss geändert werden. Laut dieser Planung soll der Autoverkehr von derzeit 57 % auf 50 % gesenkt werden. Ambitioniertere Ziele sind notwendig um die Klimakatastrophe abzuwenden. Vor allem aber müssen die Verbesserungen für Menschen, die zu Fuß, mit dem Fahrrad und ÖPNV unterwegs sind, engagiert und mit Nachdruck verfolgt werden. Geplant ist in Herrenberg das Gegenteil: Einer der attraktivsten Fußwege der Stadt, vor der Grünfläche an der Albert-Schweitzer-Schule, soll der Ein- und Ausfahrt des neuen Parkhauses geopfert werden.
Die Fahrzeit des Citybusses, die erst vor kurzem optimiert wurde, würde mit einer weiteren Signalanlage am Parkhaus wieder länger werden. Betroffen von der Fahrzeitverlängerung wären auch die Buslinien von Kayh, Mönchberg und Gültstein.
Richtig ist, dass es für den Einzelhandel in Herrenberg schon bessere Zeiten gab. Ob die Geschäftsleute die Studie kennen, die nachweist, dass Menschen, die den ÖPNV nutzen pro Einkauf zwar weniger Geld ausgeben, mit ihren durchschnittlichen Ausgaben pro Woche aber Spitzenreiter sind, gegenüber denen, die Fahrrad oder Auto zum Einkauf nutzen? Spannend wäre, ob die Menschen, die den ÖPNV nutzen, noch mehr Geld ausgeben würden, wenn es einen Lieferservice des Einzelhandels gäbe? Apotheken machen dies schon beispielhaft vor.
Vor kurzem hieß es, die erste Parkstunde soll kostenlos werden. Welche Gegenleistung ist für die ÖPNV-Nutzer und -Nutzerinnen geplant? Wäre die ÖPNV-Nutzung nicht teurer als ein Parkticket und käme umgehend die Einführung des 15 Minuten Taktes bei den Buslinien, dann wäre ich hoffnungsvoll, dass die Mobilitätswende in Herrenberg gelingt.
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