Januar-Kolumne: Meine Meinung

22.02.12 –

Nach 18 Jahren eines enormen Engagements der Interessengemeinschaft zum Thema Erdverkabelung der 110 KV Leitung über Ziegelfeld, Ehbühl und Lämmleshalde werden jetzt endlich die Strommasten fallen. Ausgestattet mit viel Sachkenntnis haben die Bürger und Bürgerinnen alle Wege bis hin zum Petitionsausschuss des Landtags beschritten, um Unterstützung gegen die hohen Strahlenbelastungen ihrer Häuser und des Kindergarten in der Lämmleshalde zu bekommen. Immer wieder wurden sie vertröstet, teils als Panikmacher bezeichnet und abgekanzelt mit dem Verweis auf die zulässigen Grenzwerte.

Letztendlich ist es offiziell nicht die Einsicht in die gesundheitlichen Gefahren oder Schäden, die in diesem Jahr die Verkabelung durch den Energieversorger EnBW zustande bringen werden. „Das Verfallsdatum der Masten ist abgelaufen, eine Renovierung unwirtschaftlich bzw. durch die Nutzung von Synergieeffekten ist die Erdverkabelung jetzt auch wirtschaftlich darstellbar.“ War das jahrelange Drängen der IG also umsonst? Sicherlich nicht! Das Bürgerengagement hat die Verantwortlichen und die Öffentlichkeit auf gefährliche bauliche Missstände, die gesundheitlichen Gefahren beim Thema elektromagnetische Felder hingewiesen und die besondere Schutzbedürftigkeit von sensiblen Bereichen wie Kitas ins Bewusstsein gehoben und damit Grundlagen für diese politische Entscheidung gelegt.

Der Deutsche Strahlenschutz hingegen verweigert sich auch weiterhin einem verantwortungsvollem Umgang mit elektromagnetischen Feldern: Diese Jahr sollen z.B. die sowieso schon absurd hohen deutschen Grenzwerte für magnetische Wechselfelder auf 200 Mikrotesla verdoppelt werden. Dies ist nur pseudowissenschaftlich begründbar oder genauer gesagt - hier wird schlicht gelogen das sich die Balken biegen! Aber egal, es braucht ein klares politisches Signal für den anstehenden freien Ausbau der Hochspannungsnetze in Deutschland – was interessiert da menschliches Leid - die absehbaren Kollateralschäden werden bereits eingepreist in die volkswirtschaftliche Berechnung.

Dumm nur, dass die Erkenntnisse über das Schädigungspotenzial, welches von Magnetfeldern ausgeht, in anderen Ländern zu ganz anderen Erkenntnissen geführt hat. Die Schweiz hat einen Vorsorgewert von 1 und Holland seit 2011 einen Wert von 0,4 Mikrotesla (µT) eingeführt. Die WHO stufte bereits vor 10 Jahren 0,3 bis 0,4 µT als potenziell krebserregend ein.

Und was droht hier nun mit der Erdverkabelung zu passieren? Wir wiederholen die Fehler von früher nur auf einem anderen Niveau. Damals hat man unter der Leitung gebaut, weil man nichts über die Gefährlichkeit wusste. So die oft gehörte Aussage der Hochspannungsanlieger. Heute soll zwar eine erdverkabelte, sehr viel weniger weiträumig strahlende Trasse gebaut werden (ca. Faktor 10), die aber aufgrund der Nähe zu vielen Häusern, insbesondere in der Lämmleshalde und an einigen Gebäuden in der Kirchhalde, zu dauerhaften Feldbelastungen von ca. 0,3 bis 1 µT führen wird. Von denen wissen wir schon heute, dass sie nicht sonderlich bekömmlich sind. Erdverkabelung ja bitte und schnell – aber auf einer alternativen Trasse liebe EnBW!

Jörn Gutbier

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Gemeinderat | Kolumnen

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