BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

OV Herrenberg und Gäu

Kolumne Juli 2014

17.07.14 –

3:5, 1:5, 1:8, 1:10, 0:1 – das sind keine Fußballergebnisse, und 16:32, 9:32, 8:32, 6:32, 5:11 keine Handballsiege der SGH2Ku Damen. Es sind im ersten Block die Anzahl der  Stadträtinnen in den einzelnen neuen Gemeinderatsfraktionen, im zweiten die Zahl der auf jeder Liste aufgestellten Kandidatinnen (Reihenfolge jeweils: Grüne, SPD, CDU,FW, FDP). Schlussfolgerung: 1: Kandidatinnen werden von ihren Geschlechtsgenossinnen nicht vorrangig gewählt. 2: Parteien/Wählervereinigungen stellen zu wenige Frauen auf. Bei den Grünen sieht es besser aus: unsere Gemeinderatsliste hatte exakt 50% Männer und Frauen. In den baden-württembergischen Kommunalgremien sind künftig 44,3% Frauen in den Grünen Fraktionen. Aber dies soll keine Selbstbeweihräucherungskolumne sein. Nicht auf allen grünen Listen steht an erster Stelle eine Frau, nicht überall klappte es mit dem Reißverschlusssystem. Und wenn es in unserer Partei die Frauenklausel nicht gäbe, stünden viel mehr Platzhirsche als Hirschkühe in den ersten Reihen, da bin ich mir sicher. Aber angesichts des dramatischen Tiefststandes von 18,8% Stadträtinnen im neuen Gemeinderat (gegenüber auch nicht gerade berauschenden 35,2% im letzten) liegt mir dieses Thema am Herzen.

Es gibt viele Gründe für diesen inakzeptablen Schiefstand. Einen möchte ich herausgreifen, der im Gespräch mit Kollegen anderer Fraktionen oft geäußert wurde: die politisch interessierten Frauen seien alle bei den Grünen oder der Frauenliste. Das, mit Verlaub, ist weniger ein Argument als eine Ausrede: über 50% der Wählerschaft ist weiblich. Darunter gibt es Frauen mit unterschiedlichstem politischem Zugehörigkeitsgefühl. Daraus ist zu schließen, dass da für jede politische Ausrichtung genügend potenzielle Kandidatinnen dabei sind.

Eine Merkel bringt ohne Basisarbeit noch keinen Frauenschub (abgesehen davon, dass die Kanzlerin an dem Thema nicht besonders interessiert ist). Nicht nur Wählerinnen und Wähler wollen umworben werden, auch potenzielle Kandidatinnen – und zwar nicht erst ein paar Monate vor der Wahl. Wenn eine Frau sich entschließt, neben der Doppel- noch eine Dreifachbelastung ins Auge zu fassen, dann muss sie dauerhaft und gleichberechtigt wertgeschätzt und als „Nachwuchstalent“ gefördert werden. Alle im neuen Gemeinderat vertretenen Fraktionen haben nun fünf Jahre Zeit, dies zum Wohle eines ausgewogeneren Gremiums (und ihres eigenen Profils) zu tun.

 

Maya Wulz

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