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29.04.13 –
Endlich ist es soweit! Die 110 kV Leitung im Osten Herrenberg kommt unter die Erde. Für ca. 70 Familien im Ziegelfeld und in der Lämmleshalde wird es im Laufe diesen Jahres eine erhebliche Erleichterung für ihr weiteres Leben geben. Gesundheitsschädliche magnetische Feldstärken in den Häusern unter und direkt neben der Leitung von 1 bis zu 10 Mikrotesla (µT), je nach Geschoss, werden damit der Vergangenheit angehören. Doch es gibt einen erheblichen Wehrmutstropfen. Die neue Stromautobahn wird mitten durch das teilweise sehr enge Wohngebiet Lämmleshalde hindurch geschlängelt, anstatt die Leitungen über die Felder außen herum zu führen.
Damit werden mit der neu geplanten Trasse andere Haushalte mit höheren Feldstärken belastet als was dort zurzeit vorliegt. Ca. 28 Häuser liegen relativ nah an der neuen Trassen und davon einige sehr nah (< 5 m). Es sei aber auch gleich angemerkt, das bei einem Erdkabel die zu erwartenden Feldstärken bei gleichem Abstand um ein Vielfaches niedriger liegen als bei einer Hochspannungsleitung. Im Blickwinkel der wissenschaftlichen Erkenntnis sind Werte von ca. 0,5 µT in 5 m und 0,2 µT in 10 m Abstand aber immer noch zu hoch. Nach Möglichkeit sollten Werte von 0,1 µT bei Dauereinwirkung nicht überschritten werden. Die Durchschnittswerte in deutschen Haushalten liegt bei ca. 0,035 µT.
Die Stadtverwaltung und auch die EnBW haben glaubhaft versichert, alles versucht zu haben, die bessere Lösung zu realisieren. Sie sind an zweierlei gescheitert:
Erstens lassen die bestehenden Grenzwerte für Magnetfeldbelastungen in Deutschland solche Lösungen immer noch zu, obwohl man es eigentlich besser weiß. Der Schutzanspruch wirtschaftlicher Interessen kann sich in unserem Land immer noch klar gegenüber einem angemessenen Menschen- und Umweltschutz behaupten.
Zweitens haben Privatbesitzer von Ackerflächen in der Lämmleshalde, über die eine neue, bessere Trasse hätte verlegt werden können, dieses nicht zugelassen. Entweder weil sie nicht verstanden haben, welche gesundheitlichen Auswirkungen ihre Weigerung zur Folge hat und sie somit die Begrifflichkeit von „Eigentum verpflichtet“ nicht auf sich anwenden konnten, oder weil sie vielleicht immer noch davon träumen, dass es zu Baugebietsausweisungen in der Lämmleshalde kommen könnte. Schade, sehr schade!
Wenn hier nun die beste Lösung nicht möglich war, muss die Stadt zumindest versuchen, Belastungen an anderer Stelle erheblich zu reduzieren. Dort wo es beim Hausstromanschluss noch sogenannte unverdrillte Dachständerleitungen in Herrenberg gibt, ist es nämlich keine Seltenheit, dass die magnetischen Feldstärken in den Dachgeschossen höher als 0,5 µT liegen. Verdrillte Leitungen – was heute Stand der Technik ist – führen zur Verringerung der kritischen Feldintensitäten um den Faktor 5 bis 10. Hierzu wollen die Grünen in Kürze einen entsprechenden Antrag einbringen und hoffen dabei auf Unterstützung der anderen Fraktionen.
Jörn Gutbier, 28.03.2013
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