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15.03.11 –
Die Katastrophe in Japan bewegt auch in Deutschland Menschen aller Altersgruppen. Im April 1986 explodierte der Reaktor in Tschernobyl, fast auf den Monat 25 Jahre vor dem, was gerade abläuft. Wer damals kleine Kinder hatte oder schwanger war, aber auch viele andere, haben die Tage, Wochen und Monate danach nie mehr vergessen und durchlebt jetzt alles noch einmal.
Ich frage mich, warum es immer erst Katastrophen braucht, um auf der Hand liegende Fehlentwicklungen zu korrigieren? Hier nur einige Richtigstellungen von vermeintlichen „Wahrheiten“ über Atomenergie.
Erstens: Atomenergie ist billig – Erneuerbare Energie unbezahlbar. Richtig ist: Aufgrund des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG), das übrigens als deutscher Exportschlager von über 40 Staaten kopiert wird, zahlt jeder Haushalt monatlich ganze 2,50 Euro mehr. Der vermeintlich „billige“ Atomstrom wird seit 1970 mit ca. 5 Cent/KWH aus Steuergeldern subventioniert.
Zweitens: Atomenergie bringt Arbeitsplätze. Richtig ist: Im Atomsektor arbeiten nur ca. 30 000 Menschen. Für die Erneuerbaren schon 350 000 – Potenzial: bei richtiger politischer Weichenstellung nach oben offen.
Drittens: Windkraft lohnt sich nur an der Nordsee, Solarstrom nur in der Sahara. Gegenbeispiel: Sachsen-Anhalt. Das liegt mitten im kalten Deutschland und versorgt sich zu 40 % aus Erneuerbarer Energie.
Viertens: Atomenergie ist sicher und beherrschbar. Dazu ist angesichts der Reaktorkatastrophen im Land mit der anerkannt besten Nukleartechnologie nichts weiter zu sagen. Und weltweit gibt es immer noch kein Endlager für den Jahrhunderte lang radioaktiv strahlenden Müll (120.000 Tonnen allein in Deutschland).
Fünftens: Wir brauchen Atomenergie als Brücke, bis Erneuerbare Energien ausreichend zur Verfügung stehen. Umgekehrt ist es richtig: So lange die (vermeintlich) billigen Atomstrom produzierenden Meiler laufen, behindern sie den Ausbau der regenerativen Sparten.
Welche Konsequenzen, aber auch Chancen ergeben sich für Kommunen, speziell auch für unsere Stadt? Unter der Leitidee „erneuerbar statt atomar“ ist die Zeit reif, einen Weg zur 100 %igen Versorgung Herrenbergs mit Erneuerbaren Energien aufzuzeigen und zu beschließen. Die Wertschöpfung bleibt dabei in Region und Land und geht nicht nach Saudi-Arabien oder finanziert die 27 % Kapitalrendite, die die RWE 2010 auswarf.
Welche ganz konkreten Schritte können wir jetzt sofort gehen? Nur vier Beispiele: zum einen die schon in Aussicht genommene „Herrenberger Energiegenossenschaft“ auf der Basis von Bürgereinlagen gründen. Zum zweiten im Aufsichtsrat der neuen Herrenberger Stromnetzgesellschaft unseren Einfluss geltend machen und, wo möglich, regenerative Maßnahmen fördern, zum dritten die Modernisierung der bestehenden, aber veralteten Windkraftanlage in Oberjettingen unterstützen (die Eigner haben dafür offene Ohren) und viertens Initiativen aus der Bürgerschaft zur Nutzung regenerativer Energie fördern und nicht bürokratisch verhungern lassen (wie z.B. bei einem früheren Antrag zur Wasserkraftnutzung an der Ammer geschehen).
Für die lokale Energiepolitik brauchen wir aber den Rückenwind aus der Landes- und Bundespolitik, und zwar mit einem glaubwürdigeren Ausstiegsszenario aus der Nutzung der Atomenergie, als Stefan Mappus es mit dem durchsichtigen Vierteljahresmoratorium anbietet. Mit dem beschlossenen rot-grünen Atomkonses liegt ein sofort umsetzbares Konzept vor.
In unserem Land haben wir noch die Chance, die Weiche wirklich umzustellen. Die Menschen in Fukushima müssen mit der eingetretenen nuklearen Katastrophe leben.
Maya Wulz
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