März-Kolumne: Das Morgen wollen

30.03.10 –

Das Schlagwort lautet Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Zentrumsnahes Wohnen, Stärkung innerörtlicher Strukturen in den Teilorten und in der Kernstadt, Lücken schließen, wohnaltersgerechte Quartierentwicklung mit fußläufiger Versorgungsinfrastruktur, Verbindung von Wohnen und Arbeiten, Unabhängigkeit vom Individualverkehr, bezahlbarer Wohnraum für Familien, Förderung von Baugemeinschaften und Mehrgenerationenwohnen. Eine Stadt der kurzen Wege - eine Stadt mit Eigenschaften.

Das sind die Forderungen mit denen uns unsere Bürger im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses Herrenberg 2020 konfrontieren. Und das geht nur in kompakten Stadt- und Dorfstrukturen und nicht mit überkommenen Einfamilienhaus-Wüsten an der Peripherie der Ortskerne.

„Stoppt die Realisierung des Baugebiets Mönchberg Appenhalde.“ „Verhindert die Planfeststellung für das Baugebiet in Kayh.“ „Die Dimension des Baugebiets Raingasse in Affstätt ist zu überdenken.“

Das bekomme ich mehr oder minder deutlich in fast jedem Gespräch zu diesen drei Projekten zu hören. Und die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Stadtentwicklungsprozess 2020 sind auch nicht anderes zu interpretieren. Und wenn ich mich mit Gemeinderatskollegen, über Fraktionsgrenzen hinweg, darüber unterhalte, ergibt sich das gleich Bild. Wir sind uns einig: Die Außenentwicklung ist ein Projekt von Gestern. Aber da heißt es dann: „Der Zug ist abgefahren. - Das lässt sich politisch nicht mehr aufhalten. - Das gäbe Ärger.“

Wie kann es sein, das wir in Kayh ein neues, komplett überflüssiges Baugebiet zulassen wollen, wenn wir allein in den bestehenden Dorferweiterungen noch mehr als 30 freie Bauplätze zählen und von den Möglichkeiten der Nachverdichtung und der Umnutzung der vorhanden aber nicht mehr adäquat genutzten landwirtschaftlichen Baumassen im Ortskern noch gar nicht sprechen.

Wie kann es sein, dass wir mit dem Baugebiet Mönchberg ein Siedlungsgebiet zur Einbringung der vierten Fruchtfolge vorantreiben, welches mit großer Sicherheit keinen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungs-Infrastruktur leisten wird. Auch hier gibt es ungenutztes Potenzial im Vorhandenen und weitaus bessere Areale die zur Dorfentwicklung logisch denkbar sind.

Die Raingasse in Affstätt, aufgrund der Bahnhof- und Stadtnähe ist noch deckungsgleich mit den Zielvorgaben der Regionalentwicklungsplanung und stellt räumlich eine reale Lückenschließung am Ortskern dar. Aber wenn wir auf den ´Rahmenplan zur Dorfentwicklung` (DS2009-214) schauen wird deutlich, dass auch hier noch Grundstücke für mehr als 50(!) Wohneinheiten innerörtlich brach liegen. So energetisch vorbildhaft die Planung bisher auch ist, die angedachte Größe könnte uns das Wasser abgraben für die reale Innenentwicklung, die anfangs zitierten Zielvorgaben, die das Morgen wollen, bauen und damit sichern.

Eine Frage des politischen Willens. Wollen wir?

 

Jörn Gutbier

Kategorie

Gemeinderat | Kolumnen | Stadtentwicklung

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